Juniorförsterdiplom

Nur was ich kenne, kann ich lieben und nur, was ich liebe, kann ich schützen

Konrad Lorenz

Gemeinschaftsprojekt KOMPASS eV / Hessenforst

Waldbesuche sind in unserer modernen Zeit für Kinder etwas Besonderes. Das Leben der Kinder findet zunehmend im Haus statt. Die Gelegenheit, sich im großen weiten Wald frei zu bewegen, ungehindert zu lärmen, den Waldboden unter den Füßen zu spüren, die verschiedenen Gerüche im Wald wahrzunehmen, Tiere zu beobachten oder gar ein Krabbeltierchen mal selbst auf die Hand nehmen zu können, auf Baumstämmen zu balancieren, all das bietet für Kinder eine unerschöpfliche Quelle der eigenen Entwicklung und natürlich der Freude.

Die Kinder sollen den Wald im wörtlichen Sinne, also mit den Händen, begreifen. Manche der gestellten Aufgaben lassen sich nur gemeinsam lösen, wobei das Sozialverhalten und die Kommunikation gefördert werden. Die Kinder bekommen einen Bezug zum Werk- und Wertstoff Holz vermittelt.

Die Tage im Wald fördern die kindliche Kreativität, die Empathie, schulen die Wahrnehmung und Wertschätzung der Umwelt, entwickeln die Motorik, sensibilisieren sämtliche Sinne und stärken das Selbstvertrauen.

Das Juniorförsterdiplom ist ein ausgefeiltes, naturpädagogisches Programm, die Waldbesuche bauen aufeinander auf und vertiefen das jeweils Gelernte und Erlebte. So wird ein Bewusstsein für die Umwelt geschaffen und Interesse an naturwissenschaftlichen Themen geweckt.

Feuer
Vögelchen

Projektbeschreibung:

2009 gewann KOMPASS eV den Hessen-Forst für die Idee gemeinsam dieses lehrreiche Kinderprojekt durchzuführen. Seitdem initiiert, koordiniert und organisiert der Verein das Juniorförsterprojekt und unterstützt besonders die Wintertermine mit praktischen Waldeinsätzen. Es nehmen alle vier Viernheimer Grundschulen am Projekt teil, das heißt, jedes Jahr strömen alle dritten Klassen der Grundschulen in den Viernheimer Wald.

Zu allen vier Jahreszeiten sollen die Kinder die Arbeiten eines Försters im Wald kennenlernen. So umfasst das Projekt für jede Klasse vier Treffen im Wald: Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Die vier Termine sind modular aufgebaut, ergänzen und vertiefen sich. Dabei gibt es viel Sachinformationen zu Flora und Fauna und die jungen Waldarbeiter legen stets selbst Hand an, denn gerade mit praktischer Waldarbeit erleben die Kinder eindrücklich was es heißt, ein Förster zu sein.

Der Frühjahrstermin behandelt das Thema Wachstum der Bäume.

Die Teilnehmer pflanzen kleine Bäume, erfahren u. a. dabei Interessantes über die Bäume allgemein, aber auch speziell die Bedeutung einzelner Baumarten für den Forst. Der Förster erklärt kindgerecht den Prozess der Photosynthese und berichtet über das „Klassenbuch“ des Waldes, als Grundlage nachhaltiger Forstwirtschaft. Die Schüler lernen sorgfältig als auch fachgerecht zu pflanzen. Funde sowie Fragen, die sich bei den Waldbesuchen naturgemäß immer ergeben, werden vom Förster stets sachkundig und altersgerecht erläutert.

Im Sommer steht die Jungwuchspflege im Mittelpunkt. Bei der Jungwuchspflege, werden die jung gesetzten Pflanzen von bedrängender Konkurrenzvegetation befreit. In diesem Fall wird in der Regel die Traubenkirsche kräftig zurückgeschnitten. Der Termin bietet Anlass weitere Baumarten kennenzulernen. Rinde und Blätter werden genau auf ihre unterschiedlichen Farben, Oberflächen und Formen untersucht, denn schließlich muss das richtige Strauchwerk zurückgeschnitten werden und das ist bei so viel Grün im Wald gar nicht leicht.

Im Herbsttermin wird neben der Blattfärbung, dem Laubabfall und der Fruchtbildung das Thema Leben der Wildtiere behandelt. Stets großer Beliebtheit erfreut sich dabei das Eichhörnchenspiel, bei dem die Kinder (die Eichhörnchen) erst mal Eicheln sammeln, dann im Wald verstecken und später wiederfinden müssen. Die Anzahl der gefundenen Eicheln gibt im Spiel Aufschluss über die „Überlebenschance“ des Eichhörnchens. Nicht nur Eichhörnchen sammeln Eicheln, auch andere Tiere legen Wintervorräte an. Die Gruppe überlegt gemeinsam, wer noch von den Samen und Früchten im Herbst profitiert – vielleicht Wildschweine, Mäuse, der Eichelhäher und schließlich der Wald selbst, denn die von den Tieren nicht wiedergefundenen Früchte und Samen wachsen zu neuen Pflanzen heran.

Das Wintermodul stellt für die Kinder den Höhepunkt des Projekts dar. Bei der theoretischen Einführung durch den Förster erfahren die Kinder, dass in der kalten Jahreszeit die Holzernte stattfindet. Danach überlegen die Teilnehmer gemeinsam, wo Holz nach dem Schlagen seinen Einsatz findet, z. B. beim Möbelbau, für Küchenutensilien, für Instrumente, beim Hausbau, zum Heizen u.v.m..

Im praktischen Teil dürfen die Kinder, angeleitet in Kleingruppen, selbst Feuer machen, lernen so den Unterschied zwischen nassem und trockenem Holz und dem Heizwert kennen. Den Wert von Holz als Baustoff erfahren sie durch den Bau von Tipis. Beim Stockbrot backen in der Glut des Lagerfeuers lassen die Teilnehmer das letzte Treffen gemütlich ausklingen.

Im Februar endet das Projekt für die Kinder mit den Juniorförsterdiplomfeiern.

In einem feierlichen Rahmen, mit Ansprache vom Bürgermeister oder dem Ersten Stadtrat an der Feier, einer kleinen Rede vom Förster und einer weitere eines Kompass-Vertreters, umrahmt von musikalischen Beiträgen der Musikschule Viernheim, bekommen die Kinder ihre Juniorförsterdiplome überreicht.

Der feierliche Akt soll den Kindern den großen Stellenwert des Projekts verdeutlichen.